Bei unserem kürzlich stattgefundenen Besuch in der Auberge de la Chapelle in Geispolsheim hatte ich Oeufs à la russe auf der Karte entdeckt. Sofort hat es mich an dieses Gericht meiner Kindheit erinnert.
Ich bin im Saarland in einem kleinen Dorf nicht weit von Saarbrücken aufgewachsen. Ganz besondere Glücksmomente waren die Wochenendbesuche bei unseren französischen Verwandten, die in Stiring-Wendel und Sarreguemines wohnten. Essengehen in einem französischen Restaurant oder die französische Küche habe ich schon früh schätzen gelernt. Die Küche meiner Mutter war sehr stark geprägt durch französische Gerichte. Bei uns gab es samstagsabends immer eine besondere Kleinigkeit, d.h. Samstag war Festtag. Mal waren das Schnecken, Froschschenkel (jaja, ich weiss, das muss ja nicht jeder mögen.... ;-), ein besonderer Salat, Königin Pastetchen, Croque Monsieur oder eben auch diese russischen Eier.
Nicht diese lieblos dahin geklatschten Teller mit in Mayonnaise ertränkten Eiern, sondern eine handgeschlagene Mayonnaise war Ehrensache. Ich stand dabei immer in der Küche und quälte meine Mutter oder eine meiner beiden Tanten, weil ich unbedingt helfen, d.h. die Mayonnaise rühren wollte. Doch da war man abergläubisch: die Mayonnaise durfte nur von einer - der gleichen Hand - gerührt werden und immer rechts herum, niiieee links herum, sonst gerinnt sie. Auch heute noch muss ich beim Rühren einer Mayonnaise lächelnd daran denken.
Dazu gehörten ein Kartoffelsalat und ein Wurstsalat und dann dieser Gemüsesalat, den man wohl russischen Salat nennt, der bei uns aber ohne Kartoffeln zubereitet wurde, denn die hatte es ja schon im Kartoffelsalat.
Insgesamt eine sehr deftige Angelegenheit. Daher hat mir auch die in der Auberge angebotene Variante sehr gut gefallen. Aber so ganz wollte ich nun nicht von meinen Kindheitserinnerungen abweichen und so habe ich versucht, die Variante meiner Mutter nachzubasteln. Sie selbst kann ich leider nicht mehr fragen. Meine Mutter lebt in ihrer eigenen Welt - der Erinnerungen an Rezepte sind in Vergessenheit geraten und auch nicht mehr wichtig für sie.
Doch nun zu den Russischen Eiern. Heute gibt es ausnahmsweise mal kein genaues Rezept.
ich nehme: (für 2 Personen)
- - selbstgemachte Mayonnaise - bei mir im Sommer immer eifrei, das Rezept gibt es hier in meinem Tessin-Blog: klick hier
- oder auch kürzlich von zorra in ihrem Kochtopf verbloggt: klick hier
- - selbstgemachter Kartoffelsalat
- - Käse-/Wurstsalat
- - 3 hartgekochte Eier
- - Gemüsesalat (Möhren, Erbsen, Sellerie, grüne Bohnen, bissfest gekocht, frische gehackte Kräuter, 1 Löffel von der Mayonnaise)
- - ein paar Blätter Salat
- - eine Tomate
- - 6 Anchovisfilets
- - 2 Scheiben Räucherlachs
Russische Eier sind auch für mich eine Kindheitserinnerung. So feudal wie bei Dir war das aber nicht....die Erinnerung ist geprägt von diesem deutschen "Kaviar"... :-)
AntwortenLöschenLiebe Susanne, ja, genau! Dieses gefärbte schwarze Zeugs und dann diese orange-roten Streifen - Lachsersatz!
LöschenDas war in den 70iger Jahren DAS Ding ;-)
Wäre ich deine Tochter würde ich mir genau DIESEN Teller bei jedem Heimurlaub wünschen - also zumindest im Sommer. Herrlich! Und Susanne hat recht: total feudal :)
AntwortenLöschenLiebes Kind, komm Du mir erst mal nach Hause ;-) Dann bekommst Du genau diesen Teller!
LöschenSchön wie die gefüllten Eier wieder erstehen- bei uns kam immer Sardellenpaste in die Füllung- (und bei mir manchmal aufs Butterbrot....). Das mit eifreien Mayo werd ich auch mal versuchen- kann man da auch Senf einrühren? Und Forellenkaviar als i-Tüpfelchen, der sticht zwar nicht so farblich ab wie das schwarze Zeugs, aber schmeckt! Hach... übrigens aus meiner Erfahrung der Hit auf jedem Büffet, da bleibt nie nicht ein Fitzelchen übrig.
AntwortenLöschenSchönen Sonntag!
Liebe Christine, Senf MUSS für mich unbedingt dazu! Ohne Senf schmeckt die eifreie Mayonnaise auch nach nicht viel ;-) Forellenkaviar ist eine gute Idee.
LöschenFür Dich auch einen schönen Sonntag und liebe Grüsse
Diese Geschichte lässt mich auch lächeln. Und jetzt habe ich Lust auf russische Eier!
AntwortenLöschenJa, liebe zorra, das wäre doch was: Russische Eier unter andalusischer Sonne ;-)
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